zum Inhalt springen

16.05.2019

Antisemitismus in Schulen - Vortrag und Podiumsgespräch

1 / 5
  • 150 folgten der Einladung von »school is open« 4.0 zum Vortrag "Aktuelle Befunde zu Antisemitismus in Schulen" mit anschließendem Podiumsgespräch am 14. Mai 2019 (CC-BY 4.0, »school is open« 4.0)
  • Prof.' Dr.' Susanne Zank (rechts), Dekanin der Humanwissenschaftlichen Fakultät, begrüßt den Leitenden Regierungsschuldirektor Achim Eckstein (links) von der Bezirksregierung Köln. In der Mitte Podiumsteilnehmerin Myrle Dziak-Mahler (CC-BY 4.0, »school is open« 4.0)
  • Prof.' Dr.' Julia Bernstein berichtete von antisemitischen Vorfällen und verlieh den Betroffenen eine Stimme (CC-BY 4.0, »school is open« 4.0)
  • Joachim Frank (Kölner Stadt-Anzeiger) moderierte das Podiumsgespräch, bei dem Myrle Dziak-Mahler (ZfL Köln), Sophie Brüss (SABRA Düsseldorf) Nina Laube (Extremismusprävention, LASP) und Prof.‘ Dr.‘ Julia Bernstein (FH Frankfurt) darüber, wie strukturell ein antisemitismusfrei(er)er Schulraum gestaltet werden kann (v.l.n.r. CC-BY 4.0, »school is open« 4.0)
  • Vortrag "Aktuelle Befunde zu Antisemitismus in Schulen" mit anschließendem Podiumsgespräch am 14. Mai 2019 an der Humanwissenschaftlichen Fakultät im Rahmen des Projekts "100 Jahre Alija von Alumni der Universität zu Köln| Geschichten der Einwanderung nach Köln" von »school is open« 4.0

Vor mehr als 150 Besucher_innen berichtete Prof.‘ Dr.‘ Julia Bernstein, Alumna der Universität zu Köln, im Rahmen der Diversity-Woche "Du machst den Unterschied" über Antisemitismus aus Perspektive der Betroffenen. Mit eindrücklichen und pointierten Narrationen aus ihrer Forschung machte sie den Hass und die Gewalt sichtbar, die den Betroffenen entgegengebracht werden. Die israelische Soziologin verlieh so den Betroffenen eine Stimme und regte zum Nachdenken an.

Der Brutalität antisemitischer Äußerungen hält Bernstein vor allem eine kritische Reflexion von Sprache und Stereotypisierungen entgegen. Lehrkräfte müssten stärker sensibilisiert werden. Zudem monierte sie den fehlenden Schutz der Betroffenen durch Schulen und Lehrkräfte.

Im anschließenden Podiumsgespräch, moderiert von Joachim Frank (Chefkorrespondent DuMont, Chefredakteur Kölner Stadt-Anzeiger), forderte Myrle Dziak-Mahler (Geschäftsführerin des Zentrums für LehrerInnenbildung Köln), daher konsequente und klare Positionierungen von Schulen und Lehrkräften gegen Hass, Gewalt, Sexismus, Antisemitismus und Rassismus. Nina Laube ergänzte die konkreten Maßnahmen aus Sicht der Landesstelle Schulpsychologie und schulpsychologisches Krisenmanagement zum Beispiel Antidiskriminierungsmaßnahmen, wie Ansprechpersonen und Schulregeln noch bevor es zu einer antisemitischen Verletzung von jüdischen Schüler_innen komme. Als weiteren Baustein schulischer Inklusion verlangte Sophie Brüsss (Referentin bei SABRA - Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit Beratung bei Rassismus und Antisemitismus, Düsseldorf), dass dem Wunsch jüdischer Schüler_innen eine jüdische Identität zu zeigen und zu leben entsprochen werden müsse: „Häufig realisieren Lehrkräfte aber nicht, dass vor Ihnen jüdische Schülerinnen und Schüler sitzen.“

Die Rückmeldungen aus dem Publikum waren vielfältig, bewegende Erlebnisse von jüdischen Besucher_innen durch Stigmatisierung und Ausgrenzung, die auch Jahrzehnte später noch schmerzen und verunsichern, aber auch aktuelle Beispiele. So berichtete eine Großmutter, dass ihre Enkelin mit Kummer aus der Schule kam: Die Mutter einer Mitschülerin hatte den Kontakt der Kinder verboten. Begründung: sie solle nicht mit Juden spielen. Eine der vielen anwesenden Lehrkräfte kritisierte, dass Lehrkräfte die Kompetenzen nicht beigebracht bekämen, um Werte und Schutz vor Gewalt für Alle durchzusetzen.

Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete: https://www.ksta.de/kultur/wenn--du-jude--zum-schimpfwort-wird-32549002

Weitere Befunde aus der Forschung Bernsteins sind im Kurzbericht zur Forschung nachzulesen, der online frei zur Verfügung steht: https://kurzlink.de/1VOUR44X2

Für das ZfL führte Merle Hettesheimer im Vorfeld ein Interview mit Bernstein: "Sei nicht so israelisch" https://zfl.uni-koeln.de/vortrag-diversitywoche-2019.html

»school is open« 4.0 engagiert sich mit unterschiedlichen Formaten für die pädagogische Arbeit gegen israelbezogenen Antisemitismus. Unter der Leitidee „Discover Inclusion and Diversity“ entdecken Studierende die Diversität in Israel. »school is open« reiste bereits mit Studierenden nach Israel, arbeitet momentan in der Lernwerkstatt „Erziehung im Nahostkonflikt“ gemeinsam mit Studierenden an digitalen Lernmaterialien gegen Antisemitismus und dokumentiert im Projekt „100 Jahre Alija von Alumni der Universität zu Köln“ die Geschichten Kölner Alumni zwischen Köln und Israel. Ziel des Projektes ist es insbesondere Lehramtsstudierenden und Lehrkräften Perspektiven aufzuzeigen, die ein entschiedenes Handeln gegen Antisemitismus und eine Wertschätzung der Vielfalt, auch von jüdischen Kontexten in Deutschland ermöglichen. Denn Antisemitismus findet in Deutschland immer noch statt, auch an Schulen. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein.