Leinen Los!

In der zweiten Werkstatt des BürgerInnenbeteiligungsverfahrens für die zukünftige Nutzung des Helios-Geländes hatte am 24. März 2012 eine überwältigende Mehrheit (155 zu 5 Anwesende bei 20 Enthaltungen) für die »Inklusive Universitätsschule Köln (IUS)« votiert. Diese – einzige – Abstimmung  und pointierte Unterstützung der IUS beim Moderationsverfahren findet sich inzwischen auch im schriftlich fixierten »Kodex« wieder, der am 5. Juni 2012 in einer öffentlichen Abschlussveranstaltung vorgelegt und diskutiert werden soll (19.30 bis 21.30 Uhr im Berufskolleg Ehrenfeld/Weinsbergstr.).

Darin heißt es u. a.: »Bildung schafft einen Mehrwert für den gesamten Stadtteil und fördert die Stabilisierung der sozialen Durchmischung. Die Nähe von Bildung und Ausbildung zu den ansässigen kulturellen und gewerblichen Institutionen wird als Chance gesehen. Von der Ansiedlung der Inklusiven Universitätsschule auf dem Heliosgelände kann ein Impuls für das gesamte Gebiet und dessen angestrebte Vielfalt ausgehen – auch zur Nutzung und Umgestaltung der öffentlichen Räume. Die IUS findet mehrheitlich Zustimmung, weil ihr Konzept positive Impulse für die Entwicklung des Heliosgeländes und Ehrenfelds verspricht. Die IUS will Bildung für alle erreichbar machen, der Öffentlichkeit Räume und Freiflächen bieten und sich in ein Gesamtkonzept zur Entwicklung des Heliosgeländes integriere Die Einbindung weiterer Bildungseinrichtungen ist erwünscht.«

Auf Basis dieser in ihrer Eindeutigkeit ermutigenden Signale, die auch den politischen Mehrheitswillen in der Stadt ausdrücken, wurden mit den Grundstückseigentümern inzwischen vorbereitende Gespräche für einen möglichen Erwerb des zukünftigen Schulgeländes aufgenommen. Die IUS bzw. ihre InitiatorInnen fühlen sich übrigens nicht nur in der Verantwortung für die Schule, sondern auch für die inklusive Entwicklung des gesamten Geländes und des Stadtteils. Viele rechnen derzeit fest mit einem erfolgreichen Ausgang der Verhandlungen. Die »Inklusive Universitätsschule Köln« wurde deshalb auch in den Maßnahmenkatalog der Schulverwaltung für den Ausbau des kommunalen Bildungsangebots aufgenommen. Der Kölner Stadtanzeiger berichtete in seiner Ausgabe am 26. April 2012, dass es »aus Sicht der Verwaltung« weiterhin notwendig sei, »neue große Schulen zu bauen. Dazu gehört das Vorzeigeprojekt der Inklusiven Universitätsschule auf dem HeliosGelände in Ehrenfeld.«

Die Lenkungsgruppe für die Gründung der IUS – bestehend aus der Universität und der Schulverwaltung – strebt einen frühestmöglichen Start in Ehrenfeld an. Anvisiert ist der Beginn des Schulbetriebs zunächst mit einer Grundschule ab dem Schuljahr 2014/2015. Da bis dahin natürlich die – wie von den EhrenfelderInnen inzwischen so genannte – Helios-Schule noch nicht neu gebaut sein kann, muss vorübergehend auf einem Ausweichgelände angefangen werden. Der Arbeitskreis Schulgründung für die IUS hat damit begonnen, den zukünftigen Schulbetrieb konkret durchzuspielen und das pädagogische Konzept zu aktualisieren. Gemeinsam mit der Lenkungsgruppe der IUS sollen die dafür nötigen Verfahrensfragen aufgelistet und angegangen werden.

Wir hoffen, dass auch weiterhin von der neuen Landesregierung NRW Segel gesetzt werden in Richtung Inklusion und Ermutigung und Förderung neuer interessanter Bildungsprojekte. Die Mehrheitsparteien im neuen Landtag haben sich jedenfalls im Wahlkampf eindeutig für die IUS ausgesprochen. Und mit Gabriele Hammelrath vertritt eine ausgesprochene Förderin der IUS den Stadtteil Ehrenfeld direkt im Landtag. Die IUS wird sich zudem voraussichtlich an dem Programm der 15 Schulversuche beteiligen, die nach dem letzten Schulrechtsänderungsgesetz vom Land NRW unterstützt werden sollen.

Was die – neben der umfassenden Inklusion – zweite Seite des Projektes betrifft, die Ausbildung der zukünftigen LehrerInnen an einer universitären Praxisschule, so wird auch hier vorangeschritten. Die Ausgestaltung der Praktika im neuen Lehramt und die Präsenz der Studierenden in der Inklusiven Universitätsschule werden derzeit im und mit dem ZfL (Zentrum für LehrerInnenbildung) geklärt. Für die Konzeptionierung der wissenschaftlichen Begleitforschung und werden Gespräche mit den Bildungswissenschaften und den Fachdidaktiken geführt. An der Humanwissenschaftlichen Fakultät wird zusätzlich ab Wintersemester 2012/2013 ein interdisziplinäres Lehrklassenprojekt starten, das aus Qualitätsverbesserungsmitteln des Landes finanziert wird. Darin sollen Studierende u. a. mit den Methoden des forschenden Lernens und des Teamteaching auf die Arbeit in der zukünftigen IUS vorbereitet werden.

Bei so viel Rückenwind müsste es schon mit dem Klabautermann zugehen, wenn die »Inklusive Universitätsschule Köln« nicht in absehbarer Zeit zum Landgang antreten kann.