Der Workshop mit Karl Rössel vom Rheinischen JournalistInnenbüro, der am 15.5. leider kurzfristig ausfallen musste, findet nun am Freitag, den 03. 07. 2009 von 16.00 bis 21.00 Uhr, statt.
„Unsere Opfer zählen nicht“: Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg
Millionen Soldaten aus Afrika, Asien und Ozeanien haben im Zweiten Weltkrieg gekämpft, um die Welt vom deutschen und italienischen Faschismus sowie vom japanischen Großmachtwahn zu befreien. Allein Indien stellte 2,5 Millionen Kolonialsoldaten und China hatte mehr Opfer zu beklagen als Deutschland, Italien und Japan zusammen. Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Japanische Militärs verschleppten zudem Hunderttausende Frauen aus Asien in ihre Frontbordelle. Rekruten aus den Kolonien, ob Freiwillige oder Zwangsverpflichtete, mussten sich mit weniger Sold, schlechteren Unterkünften und geringeren Kriegsrenten als ihre «weißen Kameraden» zufrieden geben. In der Dritten Welt gab es allerdings nicht nur Opfer, sondern auch Kollaborateure der faschistischen Achsenmächte, die im Krieg an deren Seite kämpften – von Nordafrika über Palästina, den Irak und Indien bis nach Indonesien.
Das Buch „Unsere Opfer zählen nicht“ – die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg (Hamburg/Berlin 2005) des Rheinischen JournalistInnenbüros erinnert an dieses vergessene Kapitel der Geschichte. Es entstand auf der Grundlage langjähriger Recherchen, vieler Fotos und zahlreicher Interviews mit Veteranen, ZeitzeugInnen und HistorikerInnen in 30 Ländern und gibt erstmals einen Überblick über die weitreichenden Folgen des Zweiten Weltkriegs in der Dritten Welt. Im workshop geht es vor allem darum, die Recherchearbeiten des Rheinischen Journalistenbüros vorzustellen und nach der Bedeutung dieser wenig bekannten Kriegserinnerungen für die postkoloniale und globalisierungskritische Debatte heute zu fragen.
Karl Rössel arbeitet seit 1983 im Rheinischen JournalistInnenbüro in Köln als Autor für Hörfunk und Printmedien zu internationalistischen Themen. Buchveröffentlichungen u.a. über die Geschichte der Dritte Welt-Bewegung in der Bundesrepublik, den vergessenen Krieg in der Westsahara, den Missbrauch deutscher Entwicklungshilfe zur Aufstandsbekämpfung auf den Philippinen und die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg.