It’s so easy to say hello!

Gelungener Start des zweiten Jahrgangs der IUS

„It’s so easy to say hello” wurde für die i-Dötzchen [1] von den Kindern der ehemals ersten Jahrgangsstufe gesungen. Wie einfach es ist, Hallo zu sagen, erlebten die ‚Neuen‘ bei der Einschulung an der Heliosschule – Primarstufe – »Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln«: Bei strahlend blauem Himmel begrüßten das Schulteam um die Schulleitung Marion Hensel und die Kinder der nun zweiten Jahrgangsstufe gestern die i-Dötzchen und ihre Familien. Nach dem Willkommenslied berichteten die bereits mit der Heliosschule vertrauten Kinder den Neulingen von ihren Erfahrungen: Die i-Dötzchen würden Ausflüge und Frühstücksrestaurant erwarten, sie würden überall lernen und dürften auch Fehler machen. Aber vor allem war den Heliosschüler_innen wichtig zu sagen: „Wir freuen uns auf euch!“.

Nach einem herzlichen Applaus sangen alle Anwesenden gemeinsam das Schullied: „Ich bin anders“. Es wurde zweisprachig gesungen, in deutscher Lautsprache sowie Gebärdensprache. Zuvor zeigten und erklärten die Kinder die Gebärden zum Nachmachen und Lernen.


„Ich bin anders als, Du bist anders als, […] Rot ist anders als, blau ist anders als, grün ist anders als gelb […] Schnipps ist anders als, Klatsch ist anders als, Patsch ist anders als Stampf […] Wir, wir, wir sind anders als ihr, ihr, ihr seid anders als wir. Na und? Das macht das Leben eben bunt!“


Unter Applaus kletterten dann die i-Dötzchen auf die Bühne, um sich in ihren Lernlandschaftsgruppen zusammenzufinden. Begleitet von jeweils einer Patin oder einem Paten aus der zweiten Jahrgangsstufe machten Sie sich aufgeregt und glücklich auf ins Schulgebäude für ihren ersten Schultag.

 

Während die Kinder nun das kühle Schulhaus genießen konnten, durften die Familien sich im Schatten abkühlen. Das war angesichts 35 Grad Celsius nötig. Als Erfrischung hatten die englischsprachige Schul-AG „Carrot Club“ sowie der „Förderverein Heliosschule“ am Morgen Obst geschnitten und hübsch dekoriert. Dazu konnten sich die Gäste an reichlich Wasser bedienen. Gleichzeitig warb der Förderverein um Mitgliedschaften und verkaufte T-Shirts für die Kinder mit dem Logo der Schule. Zum Abschluss ließen die Kinder einen Ballon mit einem persönlichen Wunsch auf einem angehangenen Zettel in die Luft steigen.

Fotobox ErklärungDas Team des »school is open« BildungsRaumProjektes unterstützte an diesem Tag das Schulteam und den Förderverein. Außerdem stellte es eine Fotobox zur Verfügung: Die Kinder und ihre Familien konnten zur Erinnerung an den schönen und besonderen Tag von sich vier Fotos aufnehmen, die sie als Fotocollage geschenkt bekommen.

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»school is open« wünscht ein schönes und erfahrungsreiches Schuljahr!

 

[1] „i-Dötzchen“ ist der rheinländische Begriff für Schulanfänger_innen. Im Focus (link) wird über Bedeutung und Wortherkunft berichtet. [weiter im Text]


Ergänzungs- und Honorkräfte für die Heliosschule, IUS gesucht

Für das Team des offenen Ganztags in der Heliosschule, »Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln« werden zeitnah pädagogische Ergänzungskräfte gesucht. Die Tätigkeit erfolgt auf Minijobbasis für 18 Stunden in der Woche auf fünf Wochentage verteilt ab dem 01. August 2016. Die Kernarbeitszeit ist jeweils zwischen ca. 11:30 Uhr und 16:00 Uhr.

Des Weiteren sucht das Team Honorarkräfte für Angebote in den Schulferien sowie im offenen Ganztag. Die Arbeitszeiten hängen von der jeweiligen Tätigkeit ab.

Wenn Sie pädagogische Erfahrungen und Interesse haben, melden Sie sich bitte direkt bei Birgit Conrad: bc@perspektive-koeln.de
sowie telefonisch unter: 0221 – 3377084 – 43 oder 0176 – 21370984


Was ist eine gute inklusive Schule? Interview mit Marion Hensel, der Schulleiterin der IUS

In der Zeitschrift „Schulpädagogik heute“ (link) ist in der 13. Ausgabe im April 2016 ein Artikel über die Heliosschule, »Inklusive Universitätsschule der Stadt Köln« (IUS) mit einem Interview mit der Schulleiterin Marion Hensel erschienen:

In der Diskussion um den Begriff Inklusion lassen sich eine Vielzahl von Definitionsversuchen finden. […] Im weltweiten Dialog um Inklusion (vgl. z.B. UNESCO 2005; European Agency 2012) herrscht jedoch ein weites Verständnis von Inklusion vor, das nicht nur das gesellschaftliche Zusammenleben oder Zusammenarbeiten von Menschen mit oder ohne Behinderung einschließt, sondern die Inklusion um andere Differenzlinien erweitert. Ein weites Inklusionsverständnis schließt dabei folgende Gruppen ein (Toronto School Board zitiert nach Reich 2012, 49):
(1) Ethnokulturelle Gerechtigkeit ausüben und Antirassismus stärken (2) Geschlechtergerechtigkeit herstellen und Sexismus ausschließen (3) Diversität in den sozialen Lebensformen zulassen und Diskriminierungen in den sexuellen Orientierungen verhindern (4) Sozioökonomische Chancengerechtigkeit erweitern (5) Chancengerechtigkeit von Menschen mit Behinderungen herstellen.
[…] Aus schulischer Sicht stellt Inklusion viele neue Anforderungen an Schulen. Die Vielfalt von
Kindern und Jugendlichen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse spiegeln sich in neuen Lernarrangements. Im Fokus steht dabei die Variabilität: Wir brauchen in Zukunft Lernumgebungen, die in der Lage sind, ganz unterschiedliche Nutzungsanforderungen zu erfüllen und den Begabungen und Bedürfnissen aller Kinder und Jugendlichen Rechnung tragen.

[…] Um ein Beispiel einer inklusiven Schule zu zeigen, wurde auf Grundlage der hier skizzierten Kriterien inklusiver Unterrichtsqualität (nach Reich 2014, 349ff) ein Interview mit Marion Hensel geführt. Als Einstieg wurde die Schulleiterin der Heliosschule (IUS) zunächst nach ihrem Verständnis von Inklusion gefragt: „Inklusion ist ein großes Wort. An der Schule bedeutet es für mich, dass alle an der Schule willkommen sind und aufgenommen werden. Das heißt im Alltag konkret, ich kann meine Fragen – egal welcher Art – stellen und ich bekomme Antworten oder Hilfe. Diese Offenheit zu erleben ist für mich ein erster inklusiver Prozess“

[Weiter führte Marion Hensel aus:] „Geradezu Beginn bei den neuen Schülerinnen und Schülern ist es wichtig, dass eine Beziehung gefördert wird und ein Zugehörigkeitsgefühl hergestellt wird. An der Schule ist Personal, die die notwendige Kommunikationsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit mitbringen und Interesse haben, die Schülerinnen und Schülern, Eltern, Kolleginnen und Kollegen und alle anderen kennenzulernen sowie die Beziehungskultur mit Fragen weiterzuentwickeln: Ist es so, wie wir uns das vorgestellt haben? Bieten unsere Lernangebote die Möglichkeit, alle Kinder mitzunehmen? Und das gemeinsam mit den Kindern zu reflektieren und die Fragen immer wieder aufzugreifen. Die Beziehungskultur spielt eine ganzheitliche Rolle an der Schule. Im Dialog mit den Eltern habe ich etwas Bewegendes erlebt: nachdem ein Kind ein Verhalten gezeigt hatte, mit dem man nicht ohne weiteres hat umgehen können, haben sie reflektiert: Wir sind eigentlich hilflos. Wir haben den Förderbedarf. Wie sollen wir auf das Verhalten reagieren? Wir möchten bestimmte Kategorien und Begriffe nicht mehr nutzen, wir wissen aber noch nicht wie es anders geht. Das ist momentan unser Stadium – dass Eltern die Offenheit haben und auch sagen – wir sind eigentlich diejenigen, die Unterstützung benötigen, um neue Wege zu gehen. Zu lernen. Das spiegelt für mich sowohl beim Team als auch bei den Eltern eine inklusive Haltung wieder – Fragen zu stellen – Unsicherheiten zu äußern.

[…] Wir haben hier für jede Gruppe von 25 Kindern zwei feste Bezugspersonen: eine Lehrkraft und zusätzlich entweder eine Erzieherin oder eine Sozialpädagogin. Beide sind als Team ganztägig an der Schule. Im Sinne multiprofessioneller Teamarbeit haben wir darüber hinaus noch pädagogische Fachkräfte, Assistenzkräfte, sonderpädagogische Unterstützung, die dann gemeinsam innerhalb einer Lernlandschaft arbeiten und ihre Pläne im Team auch so gestalten, dass sie an den Bedürfnissen der Kinder orientiert sind.

[…] Wir beziehen die Kinder umfassend mit ein – also auch darin, was sie gerne lernen möchten und wo wir denken, darin können wir sie beraten. Themen werden gemeinsam besprochen und entschieden. Bei der Planung eines Zoobesuches war die Frage, auf was wir uns konzentrieren möchten. Die Kinder wählten Fische – ein Thema, dass ich eher als langweilig eingestuft hätte und welches in den Richtlinien der Klasse 1 nicht an erste Stelle steht. Auch werden Regeln bei uns gemeinsam entwickelt – zum Beispiel haben wir einen Bewegungsraum, den die Kinder selber nutzen können und dazu haben wir gemeinsam diskutiert und überlegt, wie das denn funktionieren kann. Ein anderes Beispiel stellt das Anbringen von Garderoben dar. Da wurde mit den Kindern geschaut: auf welcher Höhe soll die Garderobe angebracht werden? Was soll dort alles untergebracht werden?

[…] Das Peer-to-Peer-Lernen ist ein Baustein, an dem wir gerade arbeiten. Die Kinder lernen untereinander sehr viel und auch miteinander in allen Lernformaten. Es gibt auch Zeiten, in denen sie alleine an ihren Sachen arbeiten. Die Kinder wissen immer, an wen sie sich mit ihren Fragen wenden können. Der Peer-Gedanke und gegenseitiges Feedback werden langsam aufgebaut und systematisiert.

[…] Es gibt Instruktionsphasen an der Heliosschule – vor allem werden sie vonseiten der Kinder selbst gestaltet. Einmal, meistens zweimal am Tag stellen einzelne Kinder Dinge vor, mit denen sie sich gerade beschäftigen. Die Inhalte dieser Präsentationen werden aufgegriffen und bilden Ausgangspunkte für eine von der Lehrperson gestaltete Instruktion. Hat zum Beispiel ein Kind Bauklötze sortiert, wird in Stapeln mit der Gruppe gerechnet und weitergearbeitet oder die entsprechenden mathematischen Fachbegriffe eingeführt oder weiterführende Fragen entwickelt. Konstruktions- und Instruktionsphasen wechseln sich demnach ab und greifen ineinander.

[…] Lernlandschaften sind hier fest implementiert. Wir haben sie so gestaltet, dass den Kindern in ihnen viel gleiches Material in großen Mengen zur Verfügung steht, wie zum Beispiel Bausteine, Cent-Stücke, Korken etc. In den Landschaften finden die Kinder ihre eigenen Strukturen und entwickeln in der Beschäftigung eigene Differenzierungen. […] Andererseits lieben die Kinder auch ihre Übungshefte. Sie mögen es nach Vorgabe zu arbeiten und im Heft weiter zu kommen. In der Dokumentation greifen wir den Prozess auf: Das Gefühl, ich bin einen Schritt weiter, ich habe etwas geschafft – kann gut in der Leistungsdarstellung festgehalten werden. Wir bieten Möglichkeiten für alle Lernenden Fortschritte zu machen und sichtbar zu machen. Die Lernlandschaften gliedern sich in laute und leise Zonen, so dass Rückzugsorte für die Kinder da sind, die das Bedürfnis nach Ruhe haben. […] Zu Schuljahresbeginn haben wir kleine Projekte durchgeführt, das heißt es gab verschiedene Projektmöglichkeiten zu dem Thema „Alle finden ihren Platz“, in die die Kinder reinschnuppern konnten und sich dann für ein Projekt nach Interesse entschieden haben. […] Werkstätten und Wahlmöglichkeiten bilden eine Grundlage der Konzeption unserer Lernformate. Wir bieten den Kindern Raum und Zeit für eigene Forschungsprozesse oder Erfindungen, wie beispielsweise in der Laternenwerkstatt, der Garderobenwerkstatt, der Schuhwerkstatt.

[…] Lernen findet immer den ganzen Tag statt – in unterschiedlichen Settings und auf unterschiedliche Weise. Auf dem Schulhof oder in der Leseecke oder beim bauen oder wo auch immer. Daher gibt es bei uns einen rhythmisierten Ganztag. Es gibt an der Heliosschule eine Rhythmisierung, die eine klare Struktur bietet. Die Kinder kommen morgens an und haben einen offenen Anfang, der in einer gemeinsamen Morgen-Runde mündet, zurzeit besonders um den Beziehungsaufbau zu fördern. Fragen stehen dann im Mittelpunkt nach: Wer ist alles da? Wer möchte heute was machen? Die Wochentage sind unterschiedlich strukturiert. An manchen Tagen können die Kinder an ihren eigenen Sachen weiterarbeiten. Mittwochs ist unser Tag mit verschiedenen wechselnden Angeboten, wo die Lernenden dann entscheiden können – ich gehe in die Werkstatt, ich gehe in den angrenzenden Wald oder zum Experimentieren. Freitags ist es so, dass wir mit allen zusammen etwas machen und dann gibt es eben einen Wechsel von Stadtteiltag, Ausflügen, von Wochenfeiern, von Vorlesetag und von Spielzeugtag. Methoden sind dabei keine Grenzen gesetzt – auch an ihrer Gestaltung partizipieren die Kinder.

[…] Wir haben an der Schule eine Feedbackkultur angelegt. Im Kollegium geben wir uns regelmäßig strukturiert Feedback. In der wöchentlichen Kindersprechstunde bekommen die Lernenden eine Rückmeldung. Zweimal jährlich finden Eltern-Kind-Sprechtage statt, in denen sowohl Feedback sowie gemeinsame Zielsetzungen festgehalten werden. Ebenso werden Eltern und Kinder befragt – z.B. hat schon vor Schulbeginn ein Elternworkshop stattgefunden, in dem durch externe Moderation eine Begegnung von Team und Eltern auf Augenhöhe möglich war – und mit den Kindern findet am Ende des Tages immer eine Abschlussrunde mit Feedback statt.“

[…] Aus den Ausführungen Marion Hensels wird deutlich, dass Inklusion einen sich stets weiterzuentwickelnden Prozess darstellt. Die Frage nach „guten Schulen“ inklusiver Bildung ist aus unserer Sicht daher immer eine Momentaufnahme. Offenheit nach Weiterentwicklung und Veränderung ist ein wesentliches Element. Aus den Erfahrungen der Kölner Heliosschule (IUS) lässt sich resümierend festhalten, dass die Partizipation hier als ein wesentliches Element inklusiver Praxis gelten kann.

Den ganzen Artikel gibt es auf der Website von „Schulpädagogik heute“ zum Download (pdf)