7928 Emanzipierte Schule / Kapitalismus

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Seminar

Dozentinnen: Dr. Anne Klein, Anke Clasen
Kontakt: aclasen@uni-koeln.de
Tag: Montag
Zeit: 19:30 bis 21:00 Uhr
Rhythmus: wöchentlich
Dauer: 20. April bis 20. Juli 2009
Raum: R 110 (HF-Department)
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Kommentar:
Das humanistische Ziel der Pädagogik, sich dem Menschen und seiner individuellen Entwicklung verpflichtet zu sehen, wird in dem Moment paradox, wenn es bei Zielvorgaben wie »Anpassung an die gesellschaftliche Umwelt« oder dem der »Übernahme von Normen der jeweiligen Kultur« landet. Oder wie Adorno in seiner Theorie zur Halbbildung bemerkt: Frevelt die Idee der Bildung, die einen Zustand der Menschheit ohne Status und Übervorteilung postuliert, in dem Moment an sich selbst, wenn sie sich davon etwas abmarkten lässt und sich in die Praxis der als gesellschaftlich nützliche Arbeit honorierten partikularen Zwecke verstrickt?
Diesen und weiteren Widersprüchen, die das deutsche Schulsystem aufzuweisen hat, werden wir uns im Seminar zuwenden. Denn spätestens seit Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse ist allgemein bekannt, dass Kinder mit Migrationshintergrund oder aus sozial benachteiligtem Milieu durch die Institution Schule in ihren jeweiligen sozialen Klassen bestätigt und also verhaftet bleiben. Hier könnte die Frage nach der Bedeutung bzw. dem Zweck dieser Institution anknüpfen – ist die Schule eher als eine Selektionsmaschine für den jeweiligen Marktbedarf zu betrachten, also als ein Instrument zum Herrschaftserhalt, oder kann sie doch ein Mittel zur Emanzipation sein?
Einleitend werden wir uns dieser Thematik mit der gemeinsamen Lektüre eines Vortrages annähern, den Adorno 1959 auf dem Soziologentag über die »Theorie der Halbbildung« gehalten hat.
Um die Widersprüche einer emanzipierten Schule im Kapitalismus zu verstehen, lohnt sich der Rückgriff auf die Schulkritik der 1960er und 1970er Jahre, so dass wir uns verschiedenen Textauszügen wie beispielsweise denen von Bourdieu/Passeron »Die Illusion der Chancengleichheit«, Illich »Die Entschulung der Gesellschaft«, Willis »Spaß am Widerstand« oder Zinnecker »Der heimliche Lehrplan« zuwenden sollten. Mit Blick auf aktuelle Debatten über die Reformen des gegliederten Schulsystems wird uns die klassische Schulkritik sicherlich zu kontroversen, spannenden Diskussionen inspirieren und vielleicht sogar zur Entwicklung weiterer Ideen anregen, die Institution Schule neu zu (über)denken.
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Literatur:
Adorno, Theodor W. (2006): Theorie der Halbbildung, 1. Aufl. Frankfurt am Main.
Bourdieu, Pierre/Passeron, Jean Claude (1971): Die Illusion der Chancengleichheit, Stuttgart.
Bowles, Samuel/Gintis, Herbert (1978): Pädagogik und die Widersprüche der Ökonomie. Das Beispiel USA, 1.Aufl., Frankfurt am Main.
Illich, Ivan (1973): Entschulung der Gesellschaft, Reinbek bei Hamburg.
Huisken, Freerk (1972): Zur Kritik bürgerlicher Didaktik und Bildungsökonomie, München.
Meinhof, Ulrike Marie (1971): Bambule. Fürsorge – Sorge für wen?, Berlin.
Nyssen, Friedhelm (Hrsg.) (1971): Schulkritik als Kapitalismuskritik, Göttingen.
Willis, Paul (1979): Spaß am Widerstand. Gegenkultur in der Arbeiterschule, Frankfurt am Main.
Zinnecker, Jürgen (Hrsg.) (1975): Der heimliche Lehrplan, Weinheim und Basel
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Prüfungen/Module:
Diplom – Grundstudium (94101)
BA EZW – BM3 – Seminar 2 (103030)
BA EZW – BM3 – Seminar 1 (103020)
LA GHRGe/Sopäd – EWS – BM1 – BS1 – Einführung in päd. Wahrnehmen, Denken und päd. Handlungsfelder (331010)
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