Dialog – Selbstreflexion - Chuzpe
Rückblick auf die Veranstaltung Discover Israeli Diversity! Symposium "100 Jahre Alija von Alumni der Universität zu Köln" am 12. und 13. November 2019
Zwei gut besuchte und spannende Abende liegen hinter uns! Am 12. und 13.November 2019 hatte »school is open« 4.0 zum Symposium „Discover Israeli Diversity“ eingeladen. Am 12.11. fanden sich über 50 Gäste im DGB-Haus Köln zum Vortrag von Dr. Roby Nathanson zu „Zukunft und Herausforderungen der israelischen Gesellschaft“ ein. Mehr als 80 Gäste folgten gestern gespannt der inspirierenden Speech von Grisha Alroi-Arloser zu „Israel: eine Gesellschaft im Werden“ in der Synagogen-Gemeinde Köln.
Beide Vorträge haben unterschiedliche Ambivalenzen aufgezeigt und in den Vordergrund gerückt: Die israelische Gesellschaft ist gleichzeitig von Orthodoxie und Säkularismus, stetigem Wirtschaftswachstum und hoher Ungleichheit, Aschkenasim und Sephardim/Misrachrim, Alteingesessenen und Neueinwander_innen gepägt. Auch zeigen sich Spannungsverhältnisse zwischen der europäischen und der israelischen Jüdischkeit. In Israel steht die jüdische Identität nicht im Vordergrund, während man in Deutschland permanent, vor allem negativ daran erinnert wird. Der israelische Staat schützt souverän seine Bewohner_innen, während Deutschland Minderheitenrechte nur schwer schützen und durchsetzen kann.
Die Teilnehmer_innen des anschließenden Podiums fordern zwei Aspekte ein, die in dieser Zerrissenheit hilfreich sein können: Grisha Alroi-Arloser und Dr. Roby Nathanson sprechen sich für offene Begegnungen aus, die ermöglichen, dass die unterschiedlichen Gruppen einander zuhören, sich austauschen und bereit sind voneinander zu lernen.
Die Deutschen können von uns das Fliegen lernen
und wir von ihnen das Landen!
Prof.‘ Dr.‘ Julia Bernstein plädiert mit Blick auf den grassierenden Antisemitismus in Deutschland für Räume, in den sich Menschen mit ihrer Familiengeschichte und der potenziellen Nachfolge von Täterschaft und Mitläufertum auseinandersetzen können. Zurzeit brechen diese komplizierten und abgewehrten Emotionen immer mehr durch und erfordern eine autobiografische Reflexion aller, wenn wir eine Gesellschaft einrichten wollen, in der wir alle „ohne Angst verschieden sein können“ (Adorno).
Diese beiden Aspekte geben uns Anstoß für die weitere diversitätsorientierte, inklusive pädagogische Arbeit, die sich in Deutschland und weltweit Antisemitismus entgegenstellt und für ein multiperspektivisches Bild von Israel einsetzt.
Wir bedanken uns für die Einladung in die Räume der Synagogen-Gemeinde Köln und für die großartige Zusammenarbeit, bei unserem Medienpartner Kölner Stadt Anzeiger und die kontinuierliche Berichterstattung, für die Unterstützung vom Zentrum für LehrerInnenbildung, von der AG Köln der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, von der DGB-Jugend NRW und von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.