Die Aberkennung der Doktorgrade im Nationalsozialismus
Die Aberkennung der Doktorgrade war ein Teilschritt, mit dem das NS-Regime die systematische Entmenschlichung von Jüdinnen und Juden vorantrieb. Die Universitäten trugen, durch antisemitische Denkstrukturen motiviert, dazu bei, Jüdinnen und Juden die rechtmäßig erworbenen akademischen Titel zu nehmen. Die Uni Köln hat sich mit diesem Teil der Vergangenheit auseinandergesetzt und 2005 die Wiederzuerkennung initiiert. Die gesetzlichen Änderungen, die den Entzug der Doktorgrade vorantrieben und einzelne Geschichten Kölner Alumni sind in dem Buch „Doktorgrad entzogen! Aberkennungen akademischer Titel an der Universität Köln 1933 bis 1945“ von Szöllösi-Janze, M. et al. (2005) festgehalten.
Ich bin Aimée Platte, studiere Lehramt für Sonderpädagogik und bin studentische Mitarbeiterin im Projekt »school is open« 4.0. Im Rahmen der Lernwerkstatt Erziehung im Nahostkonflikt beschäftigte ich mich mit dem Modul „Geschichte der Jüdinnen und Juden“, welches historisch-gesellschaftliche Prozesse anhand von individuellen Biografien sichtbar und nachvollziehbar machen möchte. In der Auseinandersetzung mit dem Modul erarbeitete ich den Podcast „Aberkennung der Doktorgrade“. Dieser versucht, am Beispiel der Biografie von Dr. Otto Max Hecht, einem Alumnus der Universität zu Köln, die systematische Entmenschlichung von Jüdinnen und Juden durch die Aberkennung der akademischen Grade während des Nationalsozialismus sichtbar zu machen. Hecht studierte in Köln um Lehrer zu werden und promovierte in Geschichte. Nachdem er aufgrund seiner nicht-„arischen“ Herkunft aus dem Vorbereitungsdienst am Dreikönigsgymnasium am Thürmchenswall entlassen wurde, arbeitete Otto Hecht an dem einstigen jüdischen Reform-Realgymnasium, der Jawne. Im Jahr 1934 floh Hecht in das britische Mandatsgebiet Palästina, gründete dort eine Familie und arbeitete Zeit seines Lebens als Lehrer.
Für den Podcast sammelte ich während der Recherche einige Materialien. Auf den Alumnus Dr. Hecht wurde ich durch die Suche im israelischen Archiv aufmerksam. Dort fand ich seinen Antrag zur Einbürgerung in das Mandatsgebiet Palästina aus dem Jahr 1938. Im Kontakt zu seiner Enkelin und zu seinem Sohn konnte ich die vielen Fragen klären, die sich mir bezüglich seiner Lebensgeschichte stellten. Jedoch blieben auch einige Fragen ungeklärt. Darüber hinaus fand ich in der USB der Universität zu Köln seine Dissertation sowie einen Beitrag zu Dr. Hecht im Gedenkbuch „Die Jawne zu Köln“ des Kölner Historikers Dieter Corbach. Diese Quellen boten Zugang zu biographischen Daten von Dr. Hecht. Ich bedanke mich für die Unterstützung des NS DOK und der Jawne bei den Recherchen.
Der Podcast steht als Lernmaterial für Lehramtsstudierende und Interessierte zur Verfügung. Ziel des Podcast ist es, an die Opfer der Shoa zu erinnern und zu Lernprozessen anzuregen. Diese Unmenschlichkeit darf sich nicht wiederholen. Der Podcast soll zu engagiertem Handeln gegen jegliche Art des Antisemitismus aufrufen.
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